Pilger*innen der Hoffnung

TAG 1:
Joh 20,18 Maria von Magdala kommt und verkündetet den Jüngern: „Ich habe Jesus den Lebendigen gesehen.“
Die Jünger sitzen zusammen. Aus Angst haben sie die Türen verschlossen. Maria von Magdala kommt mit einer frohen, hoffnungsvollen Botschaft zu ihnen.
Was werden die Jünger wohl gesagt haben? Es scheint, sie wollten den Worten Marias nicht glauben. Eine Frau sollte mehr wissen als sie? Die zwei Jünger, die am Weg nach Emmaus waren, sagten: „Aber auch einige Frauen von uns haben uns aus der Fassung gebracht. Sie behaupteten, dass ER lebe!“ (Lk 24,22)
Was hatte die Jünger an der Botschaft über Jesu Auferstehung erschreckt? Was hat sie aus der Fassung gebracht? Die Angst war wohl größer als das Vertrauen, dass bei Gott alles möglich ist.
Tag 2:
Maria wird sich an die Zeit zurückerinnert haben, als sie noch mit Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen unterwegs war.
Vielleicht hat sie an damals gedacht, als sie miteinander auf dem Weg nach Kafarnaum waren und die Jünger sich unterhalten hatten, wer am wichtigsten von ihnen sei.
Mk 9, 33 – 34: Und sie kamen nach Kapernaum, und als er im Hause war, fragte er sie: Was habt ihr unterwegs besprochen? 34 Sie aber schwiegen; sie hatten nämlich auf dem Weg miteinander ⟨darüber⟩gesprochen, wer der Größte sei.
Wie hast du dich dabei gefühlt, Maria von Magdala?
Ich kann mir vorstellen, dass du leise gelächelt hast über die Fragen der Apostel.
Mk 9,35-36: 35 Und er setzte sich, rief die Zwölf, und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein. 36 Und er nahm ein Kind und stellte es in ihre Mitte;
Der Antwort von Jesus vom Dienen konntest du sicher viel abgewinnen. Und dann stellte ER noch ein Kind in die Mitte.
Ein „Konklave“ mit einem Kind in der Mitte?
Komm, Maria zu unseren Kirchenoberen!
Hilf, dass sie sich überlegen, was es heute heißt zu dienen. Lass sie an unsere Kinder denken, sie in die Mitte ihrer Überlegungen stellen in dem Bewusstsein, dass sie die Zukunft sind.
TAG 3:
Lk 8,1-2 In der folgenden Zeit zog Jesus durch Stadt und Land, predigte und verkündete das Reich Gottes. Mit ihm unterwegs waren die Zwölf und einige Frauen, die von üblen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt die aus Magdala, aus ihr waren sieben Dämonen ausgefahren.
Dämonen, lebensfeindliche Kräfte, waren wirksam in deinem Leben, liebe Maria aus Magdala.
Kräfte, die dir nicht erlaubten deine Liebe zu leben,
Kräfte, die dir die Luft zum Atmen nahmen,
Kräfte, die dich klein hielten.
Da kam Jesus.
ER befreite dich zur Liebe,
ER befreite dich zum Leben,
ER gab dir Raum zum Atmen und zum SEIN,
ER machte dich groß.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Lass sie erkennen, dass Menschen Raum brauchen, damit die Liebe in den verschiedensten Formen frei fließen kann!
Lass die Kirche ein Raum sein, wo Menschen befreit leben können!
Lass die Kirche ein Raum sein, wo Menschen wachsen können zu ihrer wahren Größe und Würde.
TAG 4:
Lk 7,36 ff Ein Pharisäer lud Jesus ein, mit ihm zu essen, und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch. Und seht, eine Frau, die in der Stadt als Sünderin galt, hörte, dass er im Haus eines Pharisäers aß, und brachte eine Alabasterflasche Salböl. Dann begab sie sich nach hinten, zu seinen Füßen und weinte. Mit den Tränen begann sie seine Füße zu benetzen, mit ihren Haaren trocknete sie diese, und sie küsste und salbte seine Füße.
Diese namenlose Frau wurde immer wieder mit dir, liebe Maria von Magdala, in Verbindung gebracht.
Wenn du auch nicht diese Frau warst, so glaube ich dennoch, dass du Jesus nicht nur einmal die Füße gewaschen hast. Und Jesus wählte ge-nau die Fußwaschung als Zeichen des Dienens am Vorabend seines Leidens und Sterbens. Auch Papst Franziskus hat dieses Zeichen ge-pflegt und auf berührende Weise gelebt.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Lass alle erkennen, dass nicht Gold, Purpur, Titel wie „Heiliger Vater“ Zeichen
für deine Gegenwart in der Welt sind!
Das Dienen soll unser Zeichen sein – so wie Papst Franziskus es vorgelebt hat.
Dienen heißt die Hände öffnen, heißt sich zu den Füßen begeben.
Fußwaschung – gelehrt von einer Frau, von Jesus zum Programm erhoben.
Tag 5:
Joh 19,25 Beim Kreuz Jesu standen aber seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Tochter des Klopas, und Maria aus Magdala.
Sich aus dem Staub machen, wenn es schwierig wird, ist nicht deine Sache, Maria von Magdala.
Da sein – bis zum letzten Atemzug, dazu hattest du die Kraft und den Mut.
Eine Welt wird für dich zusammen gebrochen sein. Jesus, dem du durch Höhen und Tiefen, durch Stadt und Land gefolgt warst, er starb am Kreuz.
Die Tiefe nicht scheuen, das war deine Lebensphilosophie.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Hilf ihnen, dass sie sich klar und deutlich auf die Seite der Verfolgten stellen!
Papst Franziskus hat es der Welt vorgelebt und eingefordert von den Mächtigen dieser Welt.
Hilf, dass sie den Mut aufbringen die Menschen durch Höhen und Tiefen zu begleiten, schützend und verständnisvoll, ohne Frage nach Glaube, Herkunft und Religion.
Tag 6:
Die Tage nach dem Tod Jesu am Kreuz werden für euch Frauen besonders schwere Tage gewesen sein. Die Bilder des gewaltsamen Todes werden euch bis in den Traum hinein verfolgt haben.
Das Gefühl alles verloren zu haben, wirst du, liebe Maria, besonders stark erlebt haben. Alles, worauf du dein Leben gesetzt hattest, alles, was dir von Bedeutung war, alles schien begraben – wie der Leichnam Jesu.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Lass sie daran denken, dass es in der Kirche immer wieder „Karfreitage“ gab und gibt!
Ein klares Bekenntnis zu traurigen und schmerzenden Begebenheiten in kirchlichen Einrichtungen und mit kirchlichen Vertretern wäre sehr wohltuend.
Und ich will mich bemühen auszuharren und durchzuhalten.
Batikbild von Caroline Spiß
Tag 7:
Joh 20,11-13 Maria stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sah zwei Engel in weißen Kleidern dasitzen, einer am Kopf und einer an den Füßen, wo der Körper Jesu gelegen hatte. Sie sagten zu ihr: „Frau, warum weinst du?“ Sie sagte zu ihnen: „Sie haben meinen Rabbi fortgenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben."
Maria, trotz deiner Trauer machst du dich auf den Weg. Vielleicht kannst du bei dem toten Jesus Trost finden. Vielleicht suchtest du einen Raum der Stille, der Ruhe, denn Trauer braucht Raum und Zeit! Aber das Grab ist leer. Selbst der schweigende Jesus ist fort.
Doch da sind Engel. Sie fassen deine Leere – deine Leere bekommt Kopf und Fuß. Und deine Tränen werden wahr - genommen.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Lass sie aufbrechen, auch wenn die Probleme und Sorgen drückend erscheinen mögen!
Hilf ihnen, die Leere zu fassen!
Hilf ihnen, die Tränen so vieler Menschen, die in der Kirche keinen gebührenden Platz haben, zu sehen!
Batikbild von Caroline Spiß
Tag 8:
Joh 20,14-16 Als sie das gesagt hatte, drehte sie sich um und sah Jesus dastehen, aber sie wusste nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie dachte, dass es der Gärtner wäre, und sagte zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggetragen hast, sag mir, wo du ihn hingebracht hast, und ich werde ihn holen.“ Jesus sagte zu ihr: „Maria!“ Sie wandte sich um und sagte zu ihm auf Hebräisch: „ רנני Rabbuni!“
Zweimal musstest du dich umdrehen, liebe Maria, um dem Auferstandenen zu begegnen.
Umkehren, Jesus bei den Lebenden suchen. IHN finden im Garten, wo der Kreislauf des Lebens besonders deutlich wird.
Jesus spricht dich an mit deinem Namen und alle Zweifel und Fragen sind fort.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Lass sie Sackgassen erkennen!
Hilf uns, dass wir immer wieder bereit sind umzukehren, um im Leben nach Jesus zu suchen, nicht hinter dicken Mauern, Palästen und Kirchen.
Batikbild von Caroline Spiß
Tag 9
Joh 20,17 Jesus sagte zu ihr: „Halte mich nicht fest.“
Ja, Maria, Jesus lässt sich auch von dir nicht festhalten.
Freiheit ist angesagt. Nicht festhalten an dem Bild von Jesus, das du hattest.
IHN freigeben, um Raum für Gottes Geisteskraft zu schaffen.
Du konntest es, weil du weder Tiefe noch Trauer gemieden hast.
Du konntest es, weil du selbst in der Trauer aufgebrochen bist.
Deine Liebe war unbeschreiblich groß.
Komm, Maria, komm zu unseren Kirchenoberen!
Lass sie spüren, dass unser Glaube auf Freiheit und nicht auf Festhalten beruht!
Lass unsere Kirche ein Raum für Gottes Geisteskraft sein!
Lass uns die Liebe nicht vergessen!
Gebete ändern nicht die Welt.
Aber die Gebete ändern
Menschen
Und Menschen ändern die
Welt!
Barmherzige Dreifaltigkeit Keramik-Relief
von Schwester Caritas Müller
OP aus: Magnifikat März 2025