Grazer Frauenpreis für stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs
Für ihr herausragendes Engagement in frauenpolitischen Anliegen und in der Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit erhielt Lydia Lieskonig den diesjährigen Frauenpreis der Stadt Graz. Das Referat Frauen und Gleichstellung der steirischen Landeshauptstadt würdigt jährlich Grazerinnen, die sich für die Rechte, für den gesellschaftlichen Rückhalt und das persönliche Empowerment von Frauen einsetzen.
Indem die Stadt Graz ihren Frauenpreis 2024 an die kfb-Vorsitzende der Diözese Graz-Seckau vergibt, erkennt und würdigt sie damit auch den Bereich des kirchlichen Ehrenamts. „Dieser Preis gilt nicht nur mir“, so Lydia Lieskonig, „sondern allen Frauen, die sich in unseren Pfarren unermüdlich für und mit Frauen engagieren. Ich freue mich darüber, dass dieser wertvolle gesellschaftliche Einsatz im kirchlichen Bereich mit dem Grazer Frauenpreis nun Sichtbarkeit erhält.“
In den Pfarrverbänden sowie den vielen unterschiedlichen Arbeits- und Projektgruppen der Katholischen Frauenbewegung finden Frauen aller Generationen Austausch und Stärkung durch gemeinsame Aktionen. Lydia Lieskonig managt ebenso Frauenliturgien wie Pilger-Events, Bildungsveranstaltungen und Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen der Spendenaktion Familienfasttag. „Ich bin immer wieder fasziniert von der Arbeit mit den vielen tollen Frauen, denen ich dabei begegne“, so Lieskonig. „Die schönste Auszeichnung für mein Engagement besteht darin, dass ich erleben darf, wie Frauen aufblühen und mutiger werden.“ Laut Lieskonig kann das Gefühl, dass eine Gemeinschaft von Frauen hinter einem steht und einen in der eigenen Persönlichkeit wahrnimmt, bereits ganz viel bewegen und sowohl für eine einzelne Frau als auch rückwirkend für die Gemeinschaft eine entscheidende Stärkung bedeuten.
Danach gefragt, was sie gegenwärtig besonders beschäftigt und in welche Richtung es nach dem Grazer Frauenpreis für sie weitergeht, meinte Lydia Lieskonig: „Wir dürfen uns nicht auf unseren Errungenschaften ausruhen! Es braucht ein kontinuierliches Aufbegehren! Wir sehen gegenwärtig wieder eine teilweise Verstärkung von traditionellen Rollenklischees, die Frauen erneut in ein patriarchales Abhängigkeitsverhältnis treibt. Das passiert auch, weil historisches, soziokulturelles und psychologisches Bewusstsein über Entwicklungen und Dynamiken von Geschlechterstereotypen fehlen. Hier gibt es viel zu tun!“
Die ehrenamtliche kfb-Leiterin der Diözese Graz-Seckau verwies dabei auf das Stichwort Bildung als Schlüsselbegriff für eine geschlechtergerechte Gesellschaft: „Wissenschaftliche Kenntnisse schaffen Sicherheit und Selbstbewusstsein. Wir müssen akzeptieren, dass es auf komplexe Zusammenhänge keine einfachen Antworten gibt. Einfache Antworten auf Geschlechterfragen sind Propaganda. Wenn wir uns darauf einlassen, fortwährend weiterzudenken und zu diskutieren, bleiben wir in Dialog miteinander. Das ist der beste Schutz gegen Vorurteile und fördert die Bereitschaft eines fairen Zusammenspiels der Geschlechter.“