Synodalität: "Besser miteinander reden" ist als Ergebnis zu wenig
Wien, 2.2.2023 (KAP) Der von Papst Franziskus ausgerufene weltweite Synodale Prozess darf sich nicht in besserem Aufeinander-Hören und Miteinander-Reden als einziger Frucht erschöpfen. Das hat Angelika Ritter-Grepl, die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), am Donnerstag im Gespräch mit Kathpress mit Blick auf die europäische Kontinentalversammlung betont, die ab Sonntag in Prag eine wichtige Etappe des Synodalen Prozesses markiert. Kommunikation im Sinne einer viele Stimmen miteinbeziehenden Synodalität sei wichtig, aber gelingender Dialog müsse sich auch in der Praxis umsetzen. Konkrete Erwartungen hegt die kfbö-Vorsitzende beim Thema Frauendiakonat. Besonders hier hoffe sie auf "das Wehen des Heiligen Geistes".
Von 5. bis 9. Februar versammeln sich die Delegierten aus Europa zu Beratungen in Prag, um den Synodalen Prozess auf europäischer Ebene fortzuführen. Österreich ist dabei durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, die Innsbrucker Hochschul-Rektorin und Theologin Petra Steinmair-Pösel und den Salzburger Theologen Markus Welte vertreten. Zusätzlich werden zehn weitere Personen aus Österreich online zugeschaltet sein und sich einbringen können; eine davon ist Angelika Ritter-Grepl.
In ihrer Rückmeldung zum Arbeitsdokument "Mach den Raum deines Zeltes weit" für diese kontinentale Etappe deponierte die Katholische Frauenbewegung den "Wunsch und Traum nach einer inklusiven Kirche, in der ALLE Menschen Platz haben". Die Kirche dürfe staatliche Vorgaben hinsichtlich der gleichen Rechte für Menschen unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung nicht unterbieten und müsse unterschiedliche Lebensrealitäten wertschätzen - was in der Seelsorge ja auch meist schon erfolge, wie Ritter-Grepl anmerkte.
Aus gleicher "Taufwürde" Konsequenzen ziehen
Aufgrund der allen Christinnen und Christen zukommenden "Taufwürde" sei auch die Teilhabe am kirchlichen Leben und Entscheiden neu zu bestimmen; was Folgen für das kirchliche Ämter- und Dienstverständnis habe, so die kfbö-Vorsitzende. Sie plädierte dafür, seelsorgliche von Leitungsaufgaben zu entkoppeln und Frauen in beiden Bereichen Mitverantwortung einzuräumen. Wolle die Kirche sich selber treu bleiben, müsste die oft von Frauen wahrgenommene diakonale Praxis durch eine Diakoninnenweihe gestärkt werden. Charismen-Orientiertheit müsse Vorrang vor Geschlechtervorstellungen haben, so die frühere Leiterin des Frauenreferats der Diözese Innsbruck. Explizites Anliegen der kfbö sei dementsprechend die Weiterentwicklung des Kirchenrechts und einer Kirchenverfassung im Sinne der Gleichberechtigung.
Ritter-Grepl zeigte sich "unheilbar optimistisch", was mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche betrifft. Die Eingabe der nationalen Bischofskonferenzen zum Synodalen Prozess hätten deutlich gezeigt, dass dieses Ziel nicht nur Österreichs Katholikinnen bewegt, sondern "als Thema weltweit da" sei. "Alle Signale, die ich bekomme, sprechen dafür, dass wir gehört werden", so Ritter-Grepls Einschätzung bereits im Sommer 2022, nachdem sie mit einer österreichischen Frauendelegation im Vatikan ihre Anliegen im Gespräch mit Papst Franziskus und weiteren hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern der Kurie vorbringen konnte.
Von Frauen "praktizierte Synodalität"
Wie deren Vorsitzende weiter berichtete, setzt die Katholische Frauenbewegung auf "praktizierte Synodalität". Im Zuge der Beratungen und Beschlüsse zum Synodalen Prozess habe die kfbö für sich synodale Methode des "Konsensualisierens" entdeckt: Entscheidungen etwa über die Schwerpunktsetzungen bei der nächsten "Aktion Familienfasttag" würden nicht mehr mit "Dafür"- bzw. "Dagegen"-Mehrheiten gefällt, sondern mit abgestufter Abstimmung auf eine breitere Basis gestellt. Auch in den Frauenkommissionen der österreichischen Diözesen habe sich eine Art "geistliches Gespräch" etabliert, in der alle zu Wort kommen und Gehör finden. Es sei hilfreich, ein Thema weit zu öffnen, "wenn alles auf dem Tisch liegt", so die Erfahrung der Absolventin eines Studiums der kritischen Geschlechter- und Sozialforschung an der Universität Innsbruck.
(Kathpress-Themenpaket mit Meldungen zum weltweiten Synodalen Prozess in der katholischen Kirche abrufbar unter: www.kathpress.at/synodalitaet)