Gewaltschutz weiter ausbauen, Geschlechtergerechtigkeit vorantreiben. kfbö zu "16 Tage gegen Gewalt" in Zeiten der Pandemie
[Wien, 24.11.2021, PA] Einen massiven Ausbau des Gewaltschutzes sowie nachhaltige Maßnahmen zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit fordert die Katholische Frauenbewegung Österreichs anlässlich der bevorstehenden internationalen Aktionstage „16 Tage gegen Gewalt an Mädchen und Frauen“ vom 25. November bis 10. Dezember. „Seit Jahren steht die von Frauenorganisationen genannte Summe von 228 Millionen Euro für einen ausreichenden Gewaltschutz in Österreich als Forderung im Raum“, so Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der kfbö. Eingelöst sei sie immer noch nicht, während die Gewalt an Frauen und Mädchen, auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, steigt: „Spannungen im familiären Umfeld, in dem die meisten Gewalttaten weit überwiegend von Männern verübt werden, steigen angesichts wachsenden Drucks durch drohenden oder realen Einkommensverlust, die Einengung von Bewegungs- und Gestaltungsraum und wegbrechende Zukunftsperspektiven.“ Im Hintergrund wirkten ein nach wie vor verbreitetes patriarchales Selbstverständnis von Männern ebenso wie strukturelle Gewalt, die sich in ungerechten Verhältnissen zeige, etwa in der ungleichen Verteilung von Erwerbs- und privater Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern und der geringeren Bewertung von Frauen dominierten Branchen am Arbeitsmarkt. Die Corona-Pandemie habe die generell hohe Belastung von Frauen in der privaten wie institutionellen Care-Arbeit noch einmal verschärft und offen gelegt. Zwischen 25. November und 10. Dezember ist die Katholische Frauenbewegung auf vielfältige Weise in ganz Österreich aktiv, um gegen Gewalt an Mädchen und Frauen aufzutreten.
Bereits 28 Frauenmorde in diesem Jahr und 51 Fälle von Mordversuch oder schwerer Gewalt gegen Frauen machten die Dringlichkeit des Gewaltschutz-Ausbaus in Österreich, insbesondere der präventiven Arbeit sowie der Männerberatung, mehr als deutlich, so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl. Außerdem brauche es verstärkt Investitionen in den Care-Sektor wie sie etwa das „feministische Konjunkturpaket“ der von der kfbö mitgetragenen Initiative „Mehr für Care“ (www.mehr-fuer-care.at) vorschlägt. Eine geschlechtergerechte Budget- und Finanzpolitik, die am Wohl aller orientiert ist, trage wesentlich dazu bei, strukturelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verhindern.
Orange the world
Mit zahlreichen Aktionen setzt die Katholische Frauenbewegung währen der „16 Tage gegen Gewalt“ Zeichen. So etwa in Kärnten mit einer Beteiligung an der weltweiten UN-Kampagne „Orange the world“: in vielen Kärntner Gemeinden werden zwischen 25. November und 10. Dezember Kirchtürme in orangenem Licht erstrahlen, um auf das Thema der Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. Begleitend wird es Infomaterial in Kirchen und Andachten geben (Infos s. www.kath-kirche-kaernten.at/kfb). In einigen Pfarren werden Figuren der Ausstellung „Mutfassung“ anzutreffen sein. Die Ausstellung, die im Sommer im Diözesanhaus in Klagenfurt zu sehen war, fußt auf einer Aktion der Künstlerin und Vorsitzenden der kfb Kärnten, Ulrike Schwager, anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt“ 2020, mit der Schwager Texte der Autorin Heidi Wassermann-Dullnig skulptural umgesetzt hat (Infos unter https://www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/detail/C2741/wenn-frauenseele-leidet1).
Still schweigende Akzeptanz aufbrechen
„Jede Kirche, die in diesen Tagen orange leuchtet, jedes Gebet, jede Aktion, ja jeder Gedanke, der uns dieses Thema bewusst macht, verändert etwas“, so die Geistliche Assistentin der kfb Kärnten wie der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Barbara Velik-Frank und appelliert, nicht wegzuschauen. Gewalt sei oft nicht sichtbar, „strukturell versteckt oder auch kulturell umgedeutet“, und die Betroffenen „schweigen aus den unterschiedlichsten Gründen“. Selbstbewusstsein statt still schweigender Akzeptanz und Frauensolidarität seien gefordert.
Gewalt ist kein Pop-Up-Thema
Die kfb Tirol beteiligt sich am 25.11. an einer Kundgebung der „Frauen*Vernetzung“. Unter dem Titel „24/7 Widerstand! Gewalt ist kein Pop-Up-Thema!“ wird es in Innsbruck Begegnung und Austausch geben mit Beiträgen u.a. seitens der kfb (Infos unter https://fb.me/e/20mkUyvHn), außerdem werden mehrere Kirchen mit Fahnen der Aktion „Orange the world“ ausgestattet sein, ein Gottesdienst-Vorschlag zum Thema „Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ ist digital abrufbar (Infos unter https://www.dibk.at/Media/Organisationen/Frauenreferat/Orange-the-world).
"Klappe auf": Mit animierten Frauenfilmen gegen Gewalt
Auf die globale Dimension von geschlechterbasierter Gewalt verweist die Aktion Familienfasttag der kfbö, die in einer Reihe ihrer rund 70 Partnerinnen-Projekten in Asien, Afrika und Lateinamerika Frauen in der Gewaltschutz-Arbeit unterstützt und für das Thema sensibilisiert. Als Mitglied der Plattform „Klappe auf“ lädt die Aktion Familienfasttag der kfbö auch heuer wieder zum internationalen Filmfestival „tricky women“, das – Pandemie bedingt – online stattfindet. Sechs animierte Filme von Filmemacherinnen aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten widmen sich u.a. Themen wie alltäglichem Sexismus und verbaler Gewalt, determinierender Schönheitsvorgaben oder einer Politik, die über den Körper bestimmt. Unter https://trickywomen.mama.media/ gibt es Informationen zu den Filmen und Angaben dazu, wann sie in der Aktionszeit gestreamt werden.
Die weltweite Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Mädchen und Frauen“ startet mit dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Mädchen und Frauen“ und endet am 10. Dezember, dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“.
Hinweise:
Telefonnummer der „Frauenhelpline gegen Gewalt“ des Vereins „Autonome Österreichische Frauenhäuser“: 0800 222 555; online-Beratung für Mädchen und Frauen unter www.haltdergewalt.at; Kinder-website: www-gewalt-ist-nie-ok.at
Spenden an die Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs sind möglich unter www.teilen.at/spenden oder direkt auf das Spendenkonto: IBAN AT83 2011 1800 8086 0000 (die Spende ist steuerlich absetzbar)