Bischöfe haben mit Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen beraten
Ein Austausch mit Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen war der erste große Programmpunkt der Vollversammlung der Bischofskonferenz, die am 14. Juni in Mariazell begonnen und am 17. Juni geendet hat. Das Gespräch mit insgesamt 14 Frauen, die in Diözesen und Ordensgemeinschaften in Leitungspositionen wirken, startete mit einem gemeinsamen Gebet vor dem Gnadenbild in der Basilika: "Wir wollen aufmerksam hören, was uns gesagt wird", erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, gegenüber Medien kurz vor der Vollversammlung.
Die schon länger geplante und Corona bedingt verschobene Begegnung mit den Frauen aus allen Diözesen war "das Hauptthema" der Sommervollversammlung gemeinsam mit den Vorbereitungen auf die Weltbischofssynode über Synodalität. Papst Franziskus sei "voller Überraschungen", führte der Salzburger Erzbischof im Blick auf die nächste Bischofssynode aus. Er bezeichnete den ganzen Prozess als "eine große Chance", dass sich die Diözesen mit ihren Themen in das "Konzert der Weltkirche" einbringen können.
Frauen aus allen Diözesen
Der moderierte und strukturierte Austausch zwischen Bischöfen und Frauen war der erste dieser Art im Rahmen der Bischofskonferenz. Dabei ging es zum einen um die aus Sicht der Frauen wichtigen Themen der Kirche und zum anderen um die Frage, inwieweit die Mitarbeit der Frauen in Leitungsfunktionen gestärkt werden kann.
Beim Studiennachmittag im Benediktiner-Superiorat wurde eine breite Themenpalette im Plenum angesprochen und in Kleingruppen von Bischöfen und Frauen vertieft. Die Situation und Stärkung der Frauen in kirchlichen Führungspositionen kam dabei genauso zur Sprache wie Aspekte der Geschlechtergerechtigkeit im kirchlichen und seelsorglichen Leben. Weitere Überlegungen betrafen die Frage, inwieweit der Dialog über diese Themen in der Katholischen Kirche in Österreich institutionalisiert werden kann. Auch die nötige Einbeziehung von Frauen im kommenden synodalen Weg der Weltkirche wurde thematisiert.
Teilgenommen am Gespräch haben Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamtes der Diözese Linz, die Schulamtsleiterinnen der Diözesen Feldkirch und Wien, Annamaria Ferchl-Blum und Andrea Pinz, die Ordinariatskanzlerin der Erzdiözese Salzburg, Elisabeth Kandler-Mayr sowie die neue burgenländische Caritas-Direktorin Melanie Balaskovics.
Seitens der Ordensfrauen kam die frühere Vorsitzende der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer, von der "Kongregation der Armen Schulschwestern" in Wien zu Wort. Eingebracht wurde auch ein schriftliches Statement von Sr. Rita-Maria Schmid, Äbtissin der Gemeinschaft der "Schwestern der Hl. Klara", die kurzfristig verhindert war.
Die Katholische Frauenbewegung war durch ihre Vorsitzende, Angelika Ritter-Grepl, sowie durch die geistliche Assistentin, Barbara Velik-Frank, vertreten, die hauptamtlich in der Diözese Gurk die Ausbildung für Pastoralassistentinnen und -assistenten leitet. Aus der Diözese Graz-Seckau nahm Anna Hollwöger, Generalsekretärin der Katholischen Aktion Steiermark und Leiterin des Bereichs "Seelsorge & Gesellschaft", an den Gesprächen teil.
Weitere Gesprächspartnerinnen der Bischöfe waren die Moraltheologin Prof. Sigrid Müller von der Universität Wien, Barbara Taubinger, Direktorin des Diözesanmuseums St. Pölten und Rita Kupka-Baier, Leiterin der Kontrollstelle der Erzdiözese Wien. Die Diözese Innsbruck war durch ihre Kommunikationschefin Fiona Zöhrer vertreten, aus der Militärdiözese war Nadja Wessely, Leiterin der Ombudsstelle für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch, gekommen.
Moderiert wurde das Gespräch von Sr. Teresa Schlackl von den Salvatorianerinnen sowie vom Wiener Pastoralamtsleiter Markus Beranek. Der Studienteil endete am Abend mit einer gemeinsamen Vesper.
(kathpress, 14.6.2021)
Beitrag des ORF zum Treffen der Bischöfe mit den Frauen (ORF 2, Orientierung, 20.6.2021, 12.30 Uhr) zum Nachsehen (u.a. mit einem Interview mit Angelika Ritter-Grepl):
https://tvthek.orf.at/profile/Orientierung/1366/Orientierung/14096205/Frauen-bei-der-Bischofskonferenz/14942927
Beitrag in "Die Presse am Sonntag" vom 20.6.2021 von Dietmar Neuwirth (u.a. mit einem Statement von Angelika Ritter-Grepl):
https://www.diepresse.com/5996523/das-weitgehend-geheime-dare-der-bischoefe-mit-frauen
Einleitungsstatement der zur Bischofsfkonferenz eingeladenen Frauen im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz!
Sehr geehrter Herr Kardinal!
Sehr geehrte Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz!
Ich darf Ihnen zu Beginn einen kurzen Überblick geben, mit welchen Themen wir uns im Vorfeld beschäftigt haben und welche strategischen Schwerpunkte und Initiativen wir Ihnen für die Zukunft vorschlagen.
Wir 14 Frauen haben uns zwei Mal in einer Videokonferenz getroffen und haben uns dazwischen per Mail ausgetauscht. Wir wurden von Ihnen vorgeschlagen und repräsentieren eine Vielfalt an kirchlicher Verantwortungsübernahme und Leitungsfunktionen. Mit unseren unterschiedlichen Lebensformen und Berufsbiografien spiegeln wir auch kirchliches Frauenleben in der Gesellschaft.
In der österreichischen Kirche beschäftigen sich derzeit die Pastoralkommission Österreichs (PKÖ) und die Frauenkommissionen der Diözesen sowie die Katholische Frauenbewegung mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit. Die PKÖ arbeitet derzeit an einer Studie, deren Ergebnisse sie Ihnen im Herbst präsentieren möchte.
Die folgenden Themen halten wir für zentral:
- Situation und Stärkung der Frauen in kirchlichen Führungspositionen
- Frauen und Geschlechtergerechtigkeit im kirchlichen und seelsorglichen Leben
- Schaffung eines institutionalisierten Dialogs in der Kath. Kirche in Österreich
- Einbeziehung der Frauen im kommenden synodalen Weg der Weltkirche
- Ad-limina-Besuch
Situation und Stärkung der Frauen in kirchlichen Führungspositionen
Die konkrete Lebenswelt von Frauen (jungen Frauen) in ihrer Vielfalt wird ernstgenommen. Zur Förderung von Frauen in Führungspositionen innerhalb der Kath. Kirche werden strategische und strukturelle Initiativen gesetzt. In der Personalentwicklung der Diözesen werden für Männer und Frauen Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung gesetzt.
Frauen und Geschlechtergerechtigkeit im kirchlichen und seelsorglichen Leben
Geschlechtergerechtigkeit ist ein Schlüsselbegriff, wenn die Kirche ihrem Auftrag nachkommen will, das in Christus verheißene Heil je neu erfahrbar zu machen. Frauen haben daher einen wesentlichen Platz in der Verkündigung. Das derzeitige Weiheamt benötigt eine grundsätzliche Reform. Es braucht Initiativen, die es für Frauen sinnvoll und attraktiv macht, sich als Teil der Katholischen Kirche zu sehen und zu engagieren. Derzeit ist zu beobachten, dass viele (junge) Frauen sich von der Kirche verabschieden.
Schaffung eines institutionalisierten Dialogs in der Kath. Kirche in Österreich
Bereits im Anschluss an den Dialog für Österreich 1997-1998 wurde ein regelmäßiges Treffen der Bischöfe mit den Frauenvertreterinnen eingeführt und über mehrere Jahre auch gelebt. Im Sinne der Notwendigkeit einer guten und achtsamen Kommunikation miteinander wird eine institutionalisierte Form des Dialogs eingerichtet.
Einbeziehung der Frauen im kommenden Synodalen Weg der Weltkirche
Papst Franziskus hat vor Pfingsten die über 4000 Diözesen weltweit aufgerufen, sich auf einen synodalen Weg in den nächsten zwei Jahren zu begeben. Die Frauen in Österreich und die Frauen in verschiedenen kirchlichen Funktionen und Ämtern werden konsequent auf allen Ebenen in diesen synodalen Weg einbezogen.
Mariazell, 14. Juni 2021
Ad-limina-Besuch
In den kommenden Monaten steht der Ad-limina-Besuch an. Wir bitten Sie, nehmen Sie folgende Themen in die Gespräche mit dem Heiligen Vater sowie mit den Vertretern der Dikasterien mit:
Sie alle sprechen viel mit den Mitgliedern Ihrer Diözesen. Bitte bringen Sie das Gehörte in Bezug auf Frauen in der Kirche auch beim Ad-limina-Besuch und in den diversen Gesprächen mit den weltkirchlichen Stellen ganz bewusst zur Sprache.
Es ist uns ein großes Anliegen, dass Sie im Gespräch mit dem Heiligen Vater um eine Aufhebung des Diskussionsverbotes über die Priesterweihe der Frau bitten, die Papst Johannes Paul II im Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" 1994 ausgesprochen hat.
Nur Papst Franziskus selber kann dieses Diskussionsverbot „überwinden“. Wir trauen ihm alle zu, dass er dies auch tut.
Papst Franziskus hat bereits die zweite Kommission zum Diakonat der Frau eingesetzt. In den beiden vergangenen Synoden der Jugend und der Amazonasdiözesen wurde der Diakonat der Frau immer wieder gefordert. Bitte bringen Sie beim Ad-limina-Besuch explizit den Wunsch nach der Weihe von Diakoninnen ein.
Jede von uns wird nun in einem kurzen Statement ihre Position zu einem der fünf Themen einbringen:
Sr. Dr.in Beatrix Mayrhofer Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau
Mag.a Gabriele Eder-Cakl Direktorin des Pastoralamtes der Diözese Linz
Mag.a Annamaria Ferchl-Blum Schulamtsleiterin der Diözese Feldkirch
Mag.a Anna Hollwöger Generalsekretärin der Katholischen Aktion Steiermark, Leiterin "Seelsorge & Gesellschaft" der Diözese Graz-Seckau
KR lic.iur.can. Dr.in Elisabeth Kandler-Mayr Ordinariatskanzlerin der Erzdiözese Salzburg
Mag.a Rita Kupka-Baier Leitung Kontrollstelle Erzdiözese Wien
Univ.-Prof. Dr.in Sigrid Müller Universität Wien
Mag.a Andrea Pinz Leiterin Erzbischöfliches Amt für Schule und Bildung Wien
Mag.a Angelika Ritter-Grepl Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs
Sr. Rita-Maria Schmid Äbtissin der Gemeinschaft der "Schwestern der Hl. Klara"
MMag.a Barbara Taubinger Direktorin des Diözesanmuseums St. Pölten
Dr.in Barbara Velik-Frank Regionalentwicklerin, Leitung der diözesanen Ausbildung für Pastoralassistent*innen, geistliche Assistentin kfb
Dr.in Nadja Wessely Leiterin der Ombudsstelle für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch der Militärdiözese
MMMag.a Fiona Zöhrer Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation, Diözese Innsbruck