Frauen mit Katharina von Siena: "Wir können das!" kfbö feiert Patronin und Wegbegleiterin und fordert Zugang zu allen Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche
[Wien, 27.4.2021, PA] Den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der katholischen Kirche fordert die Katholische Frauenbewegung Österreichs anlässlich des Feiertags ihrer Patronin und Weggefährtin, der Heiligen Katharina von Siena, am 29. April. Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der kfbö: „Mit dem Selbstbewusstsein, mit dem die Heilige Katharina in ihren kirchenpolitischen Briefen aufgetreten ist, treten wir, Frauen in der katholischen Kirche im Jahr 2021, auf und sagen: Wir können das! Wir haben das Charisma und die Ausbildung! Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen!“ Wie bei Katharina von Siena, die als Mystikerin und Kirchenlehrerin im 14. Jahrhundert gewirkt hat, gehe es auch heute darum, aufzuzeigen und anzusprechen, was nötig ist für eine glaubwürdige Kirche ihrer Zeit. Dazu, so Ritter-Grepl, gehöre, Dienste und Ämter grundsätzlich zu überdenken: „Wir sehen, dass es einen Reformbedarf gibt, dass es notwendig ist, Dienste und Ämter in der katholischen Kirche neu auszurichten, und zwar auf die Lebenswirklichkeit und die Bedürfnisse der Menschen von heute hin.“
Zur Debatte stehen diese Forderungen u.a. bei der diesjährigen „KATHARINAfeier“, die in bewährter Tradition von Studentinnen, Mitarbeiterinnen und Professorinnen der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg gemeinsam mit der Katholischen Frauenbewegung Salzburg und weiteren Frauenorganisationen in Stadt und Land Salzburg vorbereitet wird. „Die KATHARINAfeier 2021 stellt die Machtfrage“, heißt es in der Einladung zur online-Veranstaltung mit dem Titel „frauen.macht.kirche“ am 29. April um 19 Uhr. Referieren wird die katholische Theologin und Politikerin sowie Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Claudia Lücking-Michel, eine der Hauptverantwortlichen des „Synodalen Wegs“ in Deutschland. Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Angelika Ritter-Grepl, wird als Kommentatorin auf den Vortrag antworten.
In vielen Diözesen wird es am 29. April „Katharinenfeiern“ geben. Die kfb St. Pölten feiert digital ebenfalls um 19 Uhr am 29.4. und kündigt an: „Wie Katharina möchten wir zu aktuellen Themen Stellung nehmen und miteinander unseren Glauben feiern“. Zugang zur Feier ermöglicht ein Video-Live-Stream, der auf der homepage der Pfarre Purgstall abrufbar ist www.pfarre-purgstall.at. Die Katholische Frauenbewegung der Diözese Innsbruck lädt zur gleichen Zeit zu einer interaktiven online-Katharinafeier, einer Frauenliturgie mit der Theologin und geistlichen Assistentin der kfb Innsbruck Hildegard Anegg und Petra Unterberger, Mitglied im kfb-Vorstand Innsbruck (Anmeldung bei: petramaria.pu@gmail.com, zoom-link wird zugeschickt). Die kfb Eisenstadt bietet einen Impuls zum Katharinen-Tag (Bestellung bei: andrea.lagler@martinus.at).
Seit April 2014 ist die Heilige Katharina von Siena Patronin und Weggefährtin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs.
Anmeldung zur online-KATHARINAfeier am 29.4., 19 Uhr, bei: Elisabeth Kendlbacher, Universität Salzburg, Universitätsplatz 1, 5020 Salzburg, Tel.: 0043/662/8044-2523, elisabeth.kendlbacher@sgb.ac.at; Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Angelika Walser, Fachbereich Praktische Theologie, Katholische-Theologische Fakultät, Moraltheologie und spirituelle Theologie, Tel.: 0043/662/8044-2676, angelika.walser@sbg.ac.at
Beitrag von Angelika Ritter-Grepl im Wortlaut:
frauen.macht.kirche.
Wohin führt eine neue Auffassung von Macht und der strukturelle Reformbedarf bezüglich Geschlechtergerechtigkeit die katholische Kirche in Deutschland und Österreich?
Der Titel beinhaltet einen Imperativ. Die Aufforderung, dass Frauen Kirche machen sollen.
Nun dazu ist zu sagen: Ohne Frauen, ihrem Einsatz und ihrer Hingabe an die christliche Botschaft gäbe es keine Kirche, wie wir sie heute kennen.
Theologisch gedeutet: Das Gnadengeschehen, welches von Gott herkommt, das die Kirche werden lässt, verwirklicht sich durch viele Frauen und soziologisch ausgedrückt: Frauen machen Kirche.
Katharina von Siena hat sehr explizit Kirche mitgestaltet unter anderem durch die Wirkweise ihrer kirchenpolitischen Briefe an die Herrschenden der damaligen Zeit. Selbstbewusst begann sie diese mit: „Io, Catarina; Ich, Katharina…“
Da spiegelt sich ein Selbstbewusstsein wider, das wir Frauen uns erneut aneignen mussten und uns ermächtigen, uns über das lehramtliche Sprechverbot zum Frauenpriestertum hinwegzusetzen. Der synodale Weg in Deutschland ist eine große Ermutigung. Unabhängig wie dieser Prozess ausgeht, die Kirche nach dem synodalen Weg wird eine andere sein als vorher, der Prozess entfaltet bereits jetzt eine Wirkweise in vielerlei Hinsicht insbesondere jener der Sprachfähigkeit über Frauen, Amt und Kirche öffentlich zu streiten.
Den Ausführungen von Fr. Lücking-Michel stimme ich mit vollem Herzen zu, möchte folgende Punkte: Gleichberechtigung/Diskriminierung, Führungspositionen und Ämterprofile herausgreifen.
Frauen sind in der Kirche überall zu finden, auch in priesterlichen Aufgabenbereichen.
Selbstbewusst mit Katharina von Siena gesprochen: Wir können das, wir haben das Charisma und die Ausbildung, wir können Mitverantwortung übernehmen.
Und wir stellen fest: Der Ausschluss der Frauen vom Weiheamt behindert die Kirche, ihren Auftrag zu erfüllen, als Heilszeichen in der Welt zu wirken.
Die Begründung für den Ausschluss, dass die Kirche kein Recht habe, Frauen zu weihen, (Ordinatio sacerdotalis) ist angesichts der kirchlichen Schieflage kaum mehr nachvollziehbar und auf Grund des theologischen Wissens und den Entwicklungen im Bereich der Geschlechterforschung nahezu absurd.
Die Spannung zwischen der Kritik an diskriminierenden soziologischen Strukturen, theologischem Anspruch und kirchlicher Realstruktur zeigt sich sehr deutlich an den stattfindenden Prozessen wie dem synodalen Weg in Deutschland.
Dabei wird ersichtlich, dass es um das Ganze der Kirche geht. Der theologische Gehalt von Kirche soll sich durch die soziologische Gestalt von Kirche ausdrücken. Aus meiner Warte sind Gehalt und Gestalt schon seit Jahrzehnten nicht mehr kongruent hinsichtlich der Thematik Frauen und Kirche und Ausformung der Weiheämter: Denn die Frage lautet mit Gal 3,28 gesprochen:
… Nicht männlich nicht weiblich, sondern einer in Jesus Christus!“ - wie geht das? Die Beantwortung dieser Frage steht an – und die ist auf jeden Fall noch größer als die „Frauenfrage hinsichtlich Priestertum“, kommt doch damit die
Geschlechtergerechtigkeit voll umfänglich in den Blick. Wie geht geschlechtergerechte Kirche, geschlechtergerechte Pfarrgemeinde, geschlechtergerechtes Ordinariat usw.
Papst Franziskus ist ein wichtiger Mahner und Einforderer von Geschlechtergerechtigkeit in der Welt. Doch es braucht zur Glaubwürdigkeit dieser Position die Geschlechtergerechtigkeit ad intra.
Da wird es schwierig, denn die Kirche verkündet eine Anthropologie, die eine bestimmte Geschlechterkonstruktion beinhaltet: Ein Komplementärmodell der dichotomen Ergänzung der Geschlechter.
Sie übersieht dabei die komplexen Zusammenhänge des Geschlecht-werdens und Seins, die Vielfalt der Geschlechter. Die Problematik des lehramtlichen Geschlechtermodells in der Denkfigur „Natur der Frau“ liegt in den wissenschaftlich unhaltbaren Zuschreibungen an Frauen von angeblich spezifischen, weiblichen Eigenschaften und deren theologische Überhöhung.
Dadurch nimmt die Kirche die Fortschreibung der Frauendiskriminierung bzw. die Diskriminierung von LGTBQI-Menschen weltweit in Kauf, weil sich andere in ihren Sexismen, ihrer Homophobie und Misogynie auf die Kirche berufen können.
Somit stützt die Kirche die Diskriminierung von Frauen und LGTBQI-Menschen auch außerhalb der Kirche. Die rk Kirche ist eine globale Religion mit Gewicht, die als einzige durch den Heiligen Stuhl einen Völkerrechtsstatus genießt, in die UNO eingebunden ist mit den selbstgestellten Zielen der Verteidigung fundamentaler Rechte, der Bewahrung der Menschenwürde und der Förderung des Gemeinwohls. Doch sie verfehlt diese Aufgaben in der globalen Gesellschaft, weil die Ungleichberechtigung von Frauen und Männern, wie sie in der Kirche praktiziert wird, sich im Denkrahmen der Menschenrechte nicht mehr begründen lässt. In der Welt folgen der gleichen Würde die gleichen Rechte.
Dabei erweist sich als Brennpunkt des Komplexes rund um die Frage der Geschlechtergerechtigkeit die Ämterfrage, wie Fr. Lücking-Michel das auch festhielt.
Die Weiterentwicklung von Diensten und Ämtern kann ohne die Integration der Frauenfrage nicht gelöst werden. Sie sind ineinander verwoben und nicht nur dadurch, dass ohne den pastoralen Einsatz von Frauen schlichtweg die Struktur zusammenbrechen würde.
Die Diskussion um die Zukunft von Amt und Kirche kann der Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit nicht ausweichen. Warum: In die derzeitigen Weiheämter sind spezifische Geschlechterkonstruktionen eingelassen und beruhen auf je eigenen Geschlechterbildern und diese stehen der Geschlechtergerechtigkeit im Weg.
Jetzt sind die Weiheämter nach dem Bild des römischen pater familias geformt. Dies ist keinesfalls ein role model für Frauen: Und zwar nicht auf der Ebene der Individuen und nicht auf der Ebene der Gesellschaft bzw. der Kirche. Es gibt keine pater familias Rolle oder Funktion für Frauen. Unabhängig davon wie die Figur des pater familias auch für Männer dysfunktional ist und das Klerikalismusproblem mitbedingt, braucht es eine Weiterentwicklung des Weiheamts, damit traditionelle Geschlechtervorstellungen überschritten werden können im Sinn von …nicht männlich und weiblich in Christus.