Ehrenamt: Ohne Ressourcen geht nichts
Bestandteile dieser in der Forschung und in zivilgesellschaftlichen Foren diskutierten Modelle sind etwa eine deutliche Arbeitszeitverkürzung, die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, die Sicherstellung von sozialer Infrastruktur, Bildung oder leistbarer Mobilität durch den Staat – Bedingungen, die u.a. die Katholische Frauenbewegung Österreichs bereits im Rahmen des ökumenischen „Frauensozialworts“ diskutiert hat.
Vor diesem Hintergrund würde es möglich, die lang geforderte ideelle wie materielle Aufwertung ehrenamtlicher Arbeit ebenso zu realisieren wie unbezahlte Haus- und Sorgearbeit für Kinder, alte und kranke Menschen, die nach wie vor fast ausschließlich von Frauen getragen wird, so Barbara Haas.
Die Dringlichkeit dieses Wandels in der Arbeitsgesellschaft zeigt sich umsomehr, als die Folgen des neoliberalen Gesellschaftsumbaus immer spürbarer werden, etwa die von Deregulierung und Prekarisierung von Erwerbsarbeit, von Kürzungen im Sozialbereich oder der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen. Sie verdeutlicht sich auch angesichts der aktuellen steigenden Arbeitslosenzahlen in Österreich.
Ehrenamtliche Tätigkeit setzt Ressourcen voraus
Ehrenamtliches bzw. zivilgesellschaftliches Engagement ist wissenschaftlichen Studien zufolge abhängig von der individuellen Ausstattung einzelner Personen mit Ressourcen und Kapital. Sie könne daher, so Margit Appel von der Katholischen Sozialakademie Österreichs und Mitarbeiterin im Netzwerk Frauenarmut, nicht als „gesellschaftlicher Integrationsproblemlöser“ verstanden werden – ein Ansatz, der sowohl dem Internationalen Jahr der Freiwilligen der Vereinten Nationen 2001 wie dem von der Europäischen Kommission ausgerufenen „Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011“
zugrundegelegen hätte. Freiwilliges Engagement entfalte sich dort, wo es Beschäftigung gebe, eine ausgeglichene Einkommensverteilung, verlässliche staatliche Institutionen.
Jährlich 9,6 Millionen Gratisarbeitsstunden von Frauen in der katholischen Kirche
In der katholischen Kirche in Österreich leisten Frauen jährlich rund 9,6 Millionen kostenlose Arbeitsstunden, hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs im Jahr 2007 erhoben. Das entspreche, ausgehend von einem Stundenlohn in Höhe von 7 Euro, einem Einkommenswert im Ausmaß von 68 Millionen Euro. „Arbeit, die weitgehend unsichtbar ist“, so kfbö-Vorsitzende Barbara Haas. So etwa leisteten Ehrenamtliche in der Katholischen Frauenbewegung an der Pfarrbasis intensive Informations- und Bildungsarbeit im Rahmen der Aktion Familienfasttag, 1958 von der kfbö gegründet und damit Österreichs älteste entwicklungspolitische Organisation, die sich für Frauen im globalen Süden einsetzt. Jährlich werden im Rahmen der Aktion Familienfasttag rund 2 Millionen Euro Spenden für Bildungs- und Sozialprojekte lukriert.